Datenexzellenzstrategie für Österreich

Am 16.2.2023 fand die Podiumsdiskussion zur „Datenexzellenzstrategie für Österreich“ am Institut statt. Rund 60 Personen waren gekommen, um das Papier zu diskutieren, welches Expert:innen des Rats sowie der Plattform gemeinsam verfasst haben. Nach einer kurzen Begrüßung durch IHS-Direktor Klaus Neusser und Michael Stampfer (WWTF) gab es Impulsvorträge von Prof. Helga Nowotny (Rat für Forschung und Technologieentwicklung), Generaldirektor Prof. Tobias Thomas (Statistik Austria) und Prof. Thorsten Möller (Universität Wien).

Im Spannungsfeld von Staat, Konzernen und Gesellschaft

Helga Nowotny reflektierte das Thema eingangs im Spannungsfeld von Staat, Konzernen und Menschen. Statistische Daten seien seit jeher relevant für den Staat gewesen – zum Zweck der Konskription oder der Steuererfassung. Aufgrund der Erfahrungen in der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts schwinge jedoch heute noch große Angst vor Überwachung und Missbrauch mit. Es brauche ein Verhältnis des Vertrauens, denn wie zuletzt die Pandemie zeigte, müsse der Staat Kompetenzen aufbauen, um das Wissen, welches uns durch wissenschaftliche Auswertung von Datensätzen zur Verfügung gestellt werden kann, auch für das Allgemeinwohl nutzen zu können.

Nicht zuletzt verwies Nowotny auch auf die Ironie, wonach viele ihre Daten aus Annehmlichkeit den Konzernen zur Verfügung stellen würden. Neue technologische Entwicklungen seien der (oftmals öffentlich finanzierten) Forschung zu verdanken – demgegenüber befänden sich Algorithmen meist im Eigentum von Konzernen. Nowotny betonte, dass es juristisches Know-how bedürfe, denn Recht laufe immer der Innovation hinterher.

Der Data Governance Act als Chance für Österreich

Zentral sei die Frage, was Technologie mit unserer Demokratie mache.  Das Verhältnis Staat – Konzern – Gesellschaft sei wieder ins rechte Lot zu bringen. Diskutiert werde aktuell etwa die Zerschlagung der dominanten Plattform-Konzerne, die Einführung von Anti Trust Rechtsprechung, die Einrichtung eines Art CERN für Künstliche Intelligenz, um die Entwicklung dieser Technologie stärker im Blick zu haben. Grundlegend dafür sei aber jedenfalls die Formierung des  politischen Willens, die Monopolstellung einzelner Konzerne aufzulösen.

Im Anschluss präsentierte Generaldirektor Tobias Thomas den European Data Governance Act. Dieser sei eine echte Chance für Österreich, um die vielen (strukturellen) Datenprobleme, die im Zuge der Corona-Krise sichtbar wurden, zu bewältigen. Ein simples Mehr an Daten, so Thomas, bedeute nicht automatisch mehr Information. Hier seien Strukturen gefragt: Sein Vorschlag umfasste eine passgenaue Data Governance sowie die Einrichtung von Data Stewardships als neues Berufsfeld.

Eine ganzheitliche Betrachtung erforderlich

Thomas erinnerte daran, dass der Data Governance Act – als Regulation des Europäischen Rats – bis 24.9.2023 zu implementieren sei, zugleich die ministerielle Zuständigkeit in Österreich aber noch immer nicht geklärt sei. Er ortete aktuell einen negativen Kompetenzkonflikt, welcher dringend aufzulösen sei. Es gebe in mehreren europäischen Ländern bereits entsprechende Umsetzungen, aus denen sich auch bereits Erfahrungen sammeln ließen.

Abschließend fasste Torsten Möller die Eckpunkte des Berichts zu Datenexzellenz zusammen: Dateninfrastrukturen, Datenmodellierung, Kommunikation mit/von Daten und die vorhin schon angesprochene Data Governance seien zentral – ebenso wie die währende der Pandemie im Rahmen der „Future Operations Platform“ gelebte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen und wissenschaftlichen Ansätzen. Hier liege, so Möller, eine der wichtigsten positiven Entwicklungen vor, die für die Wissenschaft in Österreich auszumachen sei.

In der anschließenden Diskussion wurden teils vertiefende Verständnisfragen aus dem Publikum gestellt; es wurde aber auch mehrmals betont, wie wichtig eine holistische Perspektive auf das Thema sei, denn, wie es eine Wortmeldung so treffend zusammenfasste: „Digitalisierung bedeutet nicht nur Digitalisierung von Bürgerservices und Förderung der Digitalwirtschaft - eine ganzheitlichere Betrachtung ist notwendig.“

Expertenpapier