Ökonomische Kosten chronischer Atemwegserkrankungen
Ökonomische Kosten von chronischen Atemwegserkrankungen in Österreich sind erheblich
Chronische Atemwegserkrankungen (ICD-10: J40-J47) gehören zu den weltweit am weitesten verbreiteten chronischen Erkrankungen. Die beiden häufigsten chronischen Atemwegserkrankungen sind die chronisch obstruktive Lungenkrankheit, kurz COPD, sowie Asthma. Schätzungen bzgl. der Prävalenz dieser beiden Erkrankungen in Österreich variieren jeweils zwischen 4% und 10%. COPD tritt dabei vermehrt in höheren Altersgruppen auf, während Asthma bereits im Kindesalter weit verbreitet ist. Ein zentraler Risikofaktor für chronische Atemwegserkrankungen ist das Rauchen – insbesondere das Risiko an COPD zu erkranken ist bei RaucherInnen etwa um das Dreifache bzw. um mindestens 25% höher als bei NichtraucherInnen bzw. PassivraucherInnen. Chronische Atemwegserkrankungen bringen nicht nur eine Belastung für die Betroffenen mit sich, sondern auch erhebliche Kosten für die Gesellschaft. Das Institut für Höhere Studien (IHS) führte im Auftrag von GlaxoSmithKline eine Studie zur Abschätzung der ökonomischen Kosten von chronischen Atemwegserkrankungen in Österreich durch.
Um neben den morbiditätsbezogenen Kosten zu einem bestimmten Zeitpunkt auch die gegenläufigen Effekte durch vorzeitige Mortalität zu berücksichtigen, wurde ein innovatives Lebenszyklusmodell angewendet. In diesem Lebenszyklusmodell lässt man die aktuelle Bevölkerung hypothetisch altern und vergleicht die in diesem Szenario anfallenden Kosten mit jenen einer Bevölkerung mit identer Alters- und Geschlechterstruktur, jedoch ohne chronische Atemwegserkrankungen. Die über die Zeit anfallenden Kosten werden diskontiert und in Form von sogenannten Annuitäten als jahresbezogene Größe dargestellt. Das Basisjahr ist 2014. Die Betrachtung der Kosten von chronischen Atemwegserkrankungen erfolgte anhand von drei Kostenkategorien: direkte medizinische Kosten, direkte nicht-medizinische Kosten sowie indirekte Kosten. Die direkten medizinischen Kosten umfassen Versorgung in Spitälern sowie in Arztpraxen, stationäre Rehabilitation, verschreibungspflichtige Medikamente, PatientInnentransporte sowie therapeutische Hilfsmittel. Sie belaufen sich laut Berechnungen des IHS in Österreich auf insgesamt EUR 266,7 Millionen oder 0,9% der gesamten laufenden Gesundheitsausgaben 2014 (exkl. Langzeitpflege). Der größte Teil entfällt dabei mit EUR 162,8 Millionen auf verschreibungspflichtige Medikamente – dies entspricht 5,0% der gesamten Ausgaben für verschreibungspflichtige Medikamente im Jahr 2014. Ebenfalls einen bedeutenden Anteil machen die Kosten der Versorgung in Arztpraxen mit EUR 40,4 Millionen oder 1,3% der gesamten Ausgaben in diesem Bereich aus. Bei den direkten nicht-medizinischen Kosten handelt es sich um direkt auf die Erkrankung zurückzuführende Kosten, die außerhalb des Gesundheitssektors anfallen. Sie umfassen in dieser Studie Krankengelder, Pflegegelder, Invaliditätspensionen sowie Alters- und Witwen-/Witwerpensionen. Insgesamt belaufen sich die direkten nicht-medizinischen Kosten in Österreich auf EUR 3,5 Millionen. Der vergleichsweise niedrige Wert resultiert aus der hypothetischen Zunahme der Lebenserwartung im Lebenszyklusmodell, was im Bereich der Alterspensionen Zusatzkosten verursacht – insgesamt EUR 47,3 Millionen. Diese kompensieren einen großen Teil des in den anderen Bereichen errechnete Einsparungspotenzials bei Wegfall der chronischen Atemwegserkrankungen. Die Kategorie der indirekten Kosten misst die auf die Erkrankung zurückzuführenden Produktivitätsverluste aufgrund von Krankenständen, Invalidität sowie vorzeitiger Sterblichkeit, welche durch chronische Atemwegserkrankungen verursacht werden. Gemäß unserem Modell belaufen sich diese indirekten Kosten in Österreich auf EUR 237,9 Millionen oder 0,07% des BIP. Über alle Kostenkategorien hinweg betragen die Kosten der chronischen Atemwegserkrankungen in Österreich laut Berechnungen des IHS somit EUR 508,1 Millionen – dies entspricht 0,15% des BIP im Jahr 2014.
Kontakte für Rückfragen:
Dr. Thomas Czypionka
Institut für Höhere Studien
Tel: +43/1/599 91-127
E-Mail: czypionka@ihs.ac.at
MMag. Dr. Markus Pock
Institut für Höhere Studien
Tel: +43/1/599 91-210
E-Mail: pock@ihs.ac.at