Ist noch irgendwer offline? Digitale Ungleichheit und Strategien zur Inklusion der Offline-Bevölkerung für Panelumfragen
Ergebnisse aus 12 Jahren zufallsbasierter Online-Panels in Deutschland
Wie viele Länder weltweit kann Deutschland zunehmend als digitale Gesellschaft beschrieben werden, in der die Menschen regelmäßig das Internet in ihrem täglichen Leben nutzen, zum Beispiel zum Einkaufen, Arbeiten, Kommunizieren und zur Unterhaltung. Allerdings sind Internetnutzungsfähigkeiten sowie die Verfügbarkeit und Qualität des Internetzugangs ungleichmäßig verteilt, was einige Menschen systematisch daran hindert, sich zu beteiligen. Diese digitale Ungleichheit, die oft als "digitale Kluft" bezeichnet wird, betrifft das ganze Land, einschließlich seiner Umfrage-Landschaft, die sich immer mehr von interviewergestützten Umfragemodi hin zu Online-Datenerhebungsverfahren verlagert. Dieser Trend verspricht eine Reihe von Vorteilen, wie kosteneffiziente Datensammlung und schnelle Verfügbarkeit großer Mengen von Umfragedaten. Einige Bevölkerungsgruppen haben auch eine höhere Antwortbereitschaft online, zum Beispiel weil sie bequem eine Umfrage während des Berufspendelns oder beim Warten in der Supermarktschlange ausfüllen können. Allerdings könnten andere Subgruppen durch diese Entwicklung zurückgelassen werden. Wie können wir die Versprechen und Fallstricke der Online-Datenerhebung für die sozialwissenschaftliche Forschung ausbalancieren? Welche Konsequenzen kann es haben, wenn es uns nicht gelingt, erfolgreich die digitale Kluft zu überbrücken? Und löst sich das Problem im Laufe der Zeit mit zunehmender Digitalisierung von selbst?
In ihrem Vortrag gibt Carina Cornesse einen Überblick über experimentelle und studienvergleichende Evidenz zur Auswirkung verschiedener Strategien der Einbeziehung der Offline-Bevölkerung in drei Panelstudien über zwölf Jahre Online-Datensammlung in Deutschland. Dabei hebt sie die Bedeutung der Kontextualisierung methodologischer Evidenz mit dem vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Stand der Digitalisierung eines Landes hervor und leitet Vorschläge für die Zukunft der Umfragedatenerhebung ab.
Carina Cornesse ist Leiterin des Zusammenhaltspanels und der Innovationsstichprobe des deutschen Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf den Themen der Rekrutierung und Instandhaltung von Panelstudien, dem Nutzen und den Grenzen probabilistischer und nicht-probabilistischer Stichproben, dem Einsatz unterschiedlicher Datenerhebungsmodi und der Verknüpfung von Umfragedaten mit Daten aus anderen Quellen.
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