Ignaz Lieben-Symposium 2022
in Kooperation mit dem
Interdisziplinären Zentrum für Wissenschafts- und Technikforschung Wuppertal und dem Institut für Höhere Studien Wien
Organisationsform und Erkenntnisinteresse
Zur Wechselwirkung zwischen organisatorischer Gestaltung von Forschungseinrichtungen und der Art von Wissensproduktion
Was hat die Organisationsform von Forschungseinrichtungen damit zu tun, wonach und wie dort geforscht wird, und was dabei herauskommt? Organisationsfragen erhalten im Allgemeinen in der Wissenschaftsgeschichte und auch in der Wissenschaftssoziologie eher geringe Aufmerksamkeit. Forscherinnen und Forscher werden als weitgehend unabhängige, von ihrer organisatorischen Zugehörigkeit unbeeinflusste Akteure betrachtet. Demzufolge müssten wissenschaftliche Erkenntnisse weitgehend unabhängig von den verschiedenen Organisationsformen der Forschung entstehen. Gleichzeitig bestehen historisch, aber auch regional, national und kulturell ausdifferenzierte, unterschiedliche Formen, Forschung zu organisieren. Diese entwickeln jeweils bestimmte Anreizstrukturen, die – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – wissenschaftliche Herangehensweisen beeinflussen. Es liegt nahe, diese Effekte in historischer Perspektive zu betrachten, da Prozesse des Strukturwandels und wissenschaftliche Erkenntnisprozesse sich fast immer über einen längeren Zeitraum erstrecken. Die Tagung möchte dafür relevante Faktoren identifizieren und Muster erkennbar machen.
Programm 23.6.2022
Begrüßung
10:00–10:15 emer. o. Univ.-Prof. Dr. Mitchell G. Ash, Präsident der Ignaz Lieben -
Gesellschaft
Dr. Rupert Pichler, Mitglied des Organisationskomitees
Keynote
10:15–11:00 Thomas Heinze: Wie Organisationsformen und Wissensfortschritt zusammenhängen. Eine Einführung anhand des Vergleichs zweier Großforschungszentren
Session 1: Institute und ihre Transformationen in den Natur- und Technikwissenschaften
Chair: Katharina Cramer
11:00–11:30 (Hybrid) Dania Achermann
Über das Fliegen zum Forschen: Das DLR-Institut für Physik der Atmosphäre im Kontext des 20. Jahrhunderts
11:30–12:00 (Hybrid) Volker Remmert
Das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach: Vom „Reichsinstitut für Mathematik“ zur internationalen „sozialen Forschungsinfrastruktur“
12:00-13:00 Mittagsimbiss
Session 2: Angewandte Forschung in den Technikwissenschaften
Chair: Maria Wirth
13:00–13:30 Reinhold Hofer/Rupert Pichler
Die „Klinik des Technikers“. Die Anfänge der Bundesversuchs- und Forschungsanstalt Arsenal
13:30–14:00 Wolfgang Polt, Klaus Kleinberger
Organisatorische Entwicklung und Aktivitätsmuster außeruniversitärer Forschung am Beispiel der Joanneum Research Forschungsgesellschaft
14:00-14:30 Kaffeepause
Session 3: Naturwissenschaften im Kontext neuer Organisationsformen
Chair: Fabian Link
14:30–15:00 Wolfgang Reiter
Mäzenatentum und Institutsgründungen: das Institut für Radiumforschung und die Biologische Versuchsanstalt – innovative Grundlagenforschung außerhalb der Universitäten
15:00–15:30 Katharina Cramer
History and Organization of the European Synchrotron Radiation Facility (ESRF), Grenoble
15:30–16:00 Maria Wirth
Das Vienna Biocenter – Organisationsstruktur, Tätigkeitsfelder und Erkenntnis-/Erfolgsinteressen
18:00 Abendessen
Programm 24.6.2022
Session 4: Neue Organisationsformen in den Sozialwissenschaften
Chair: Corine Defrance
8:30–9:00 Christian Fleck
Die missachteten Vorbilder des Instituts für Höhere Studien in Wien: Bureau of Applied Social Research, Columbia University und Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences, Palo Alto
9:00–9:30 Thomas König, Andreas Huber
Sendung und Forschung als Auftrag: das Institut für Höhere Studien in Wien oder Wie man eine wissenschaftliche Einrichtung durch Überladung an der kurzen Leine hält
9:30–10:00 Fabian Link
Das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung 1984–1997: Zur Etablierung eines empirisch-analytischen Standards in den außeruniversitären Sozialwissenschaften Deutschlands
10:00-10:30, Kaffeepause
Session 5: Sozial- und geisteswissenschaftliche Institute als Instrument internationaler Verständigung
Chair: Thomas König
10:30–11:00 Corine Defrance
Das Mainzer Institut für Europäische Geschichte: eine Gründung zur Erneuerung der Historikerbeziehungen „nach der Katastrophe“?
11:00–11:30 Ulrich Pfeil
Das Deutsche Historische Institut in Paris. Eine Neugründung „sur base universitaire“
11:30–12:00 Christian Dayé, Matthias Duller
Globalisierte Gültigkeit: Internationale Politikanalyse am International Institute for Applied Systems Analysis, 1972–1992
12:00-13:00 Mittagsimbiss
Session 6: Transformationen des Modells „Akademie der Wissenschaften“?
Chair: Johannes Feichtinger
13:00–13:30 Martin Franc
Schaufenster der tschechoslowakischen Wissenschaft. Das Institut für organische Chemie und Biochemie der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften
13:30–14:00 Steffi Heinecke
Organizational stability in the face of radical societal transformations: Processes of institutional change in the Polish Academy of Sciences, 1989–2015
Abschlussdiskussion
Moderation: Christian Fleck
14:00–14:45, Impulsstatements: Thomas Heinze, Rupert Pichler
14:45–15:30, Farewell mit Kaffee und Kuchen
Konferenzformat und Anmeldung
Das Symposium wird als Präsenzveranstaltung nach Maßgabe der aktuellen COVID-19-Bedingungen des Bundes, der Stadt Wien und des IHS abgehalten.
Die Teilnahme setzt eine verbindliche Anmeldung mit Angabe der Kontaktdaten voraus. Anmeldungen erfolgen über event@ihs.ac.at bis 10. Juni 2022.
Allenfalls kann am Veranstaltungsort die Vorlage eines Identitätsdokuments sowie eines Impfnachweises oder einer Bestätigung, dass man von einer COVID-19-Erkrankung genesen ist („Grüner Pass“), ggf. auch eines negativen COVID-19-Tests (nur PCR-Test, nicht älter als 48 Stunden) verlangt werden. Sollte das erforderlich sein, werden die angemeldeten Teilnehmer:innen informiert.
Organisationskomitee:
Rupert Pichler, Thomas Heinze, Wolfgang Reiter, Volker Remmert, Johannes Feichtinger