Handelsbilanz zwischen dem Euroraum und China - (k)ein Grund zur Sorge?
Die wachsende Bedeutung Chinas in der Weltwirtschaft und als globaler Investor rufen bei politischen Entscheidungsträgern in einigen Ländern Bedenken hervor. In einem Policy Brief analysiert IHS-Ökonom Klaus Weyerstrass die Handelsbilanz zwischen China und dem Euroraum und plädiert für Gelassenheit.
In den letzten Jahrzehnten erzielte China im internationalen Warenverkehr erhebliche Überschüsse. Infolge dieser Leistungsbilanzüberschüsse hat China im Laufe der Zeit ein wachsendes Auslandsvermögen aufgebaut, das im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung mit 56% in den Jahren 2008 und 2009 seinen Höhepunkt erreichte. Der zunehmende Einfluss Chinas in der Weltwirtschaft hat bei einigen politischen Entscheidungsträgern in anderen Ländern zu Bedenken geführt. Das gilt in erster Linie für die USA, wo die Regierung von Präsident Donald Trump in der Ausweitung des Handelsbilanzdefizits gegenüber China ein Problem sieht. Der Aufstieg Chinas in der Weltwirtschaft sowie der Handelskonflikt zwischen den USA und China wirft die Frage auf, ob auch im Handel zwischen dem Euroraum und China große Ungleichgewichte bestehen, und ob politischer Handlungsbedarf auf europäischer Seite besteht. In seinem Policy Brief zeigt IHS-Ökonom Klaus Weyerstrass, dass der Euroraum zwar ebenfalls ein Defizit im Handel mit China aufweist, dieses Defizit in der jüngsten Vergangenheit aber deutlich zurückgegangen ist. „Gegenüber China weist der Euroraum ein Defizit im Warenverkehr, aber einen geringen Überschuss im Dienstleistungsverkehr auf“, so Weyerstrass.
Da der Handel zwischen dem Euroraum und China mehr oder weniger ausgeglichen ist, besteht keine Notwendigkeit für politische Maßnahmen zur Beseitigung etwaiger Ungleichgewichte. Darüber hinaus ist die Öffnung des internationalen Handels für offene Volkswirtschaften, was im Weltmaßstab für praktisch alle Länder des Euroraums gilt, eine wichtige positive Determinante des Wohlstands. Weyerstrass resümiert daher abschließend: „Die europäischen politischen Entscheidungsträger sind gut beraten, sich für den freien Marktzugang einzusetzen. Dabei ist aber auf Reziprozität zu achten. Das heißt, dass die europäischen Märkte nur in dem Maße für chinesische Unternehmen und Investitionen geöffnet werden sollten, in dem auch der chinesische Markt für europäische Unternehmen offen ist.“
Der gesamte Policy Brief ist online verfügbar.
Rückfragehinweis:
Dr. Klaus Weyerstrass
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