Europäische Strategie zur raschen und nachhaltigen Reduktion der COVID-19-Fallzahlen notwendig

Europäische Länder sollten mit klar formulierten gemeinsamen Zielen, koordinierten Anstrengungen und regional angepassten Strategien entschlossen auf niedrige Fallzahlen hinarbeiten. Das fordert ein breit aufgestelltes, europäisches Konsortium renommierter WissenschafterInnen.

(WIEN, 18.12.2020) Dr. Thomas Czypionka, Leiter der IHS Forschungsgruppe Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik ist Teil der Initiative, die sich für die Entwicklung einer europäischen Vision zur stärkeren Eindämmung der Pandemie einsetzt, und erklärt die Hintergründe: „Wir sehen, dass die europäischen Regierungen in der Pandemiebekämpfung unkoordiniert und nicht immer auf Basis der wissenschaftlichen Evidenz vorgehen. Wir rufen dazu auf, nachhaltig die Infektionszahlen zu senken und gemeinsame europäische Ziele und Strategien zu entwickeln. Dadurch wären nachhaltig niedrige Fallzahlen mit minimalen Folgen für Gesundheit und Gesellschaft möglich.“
In einem Artikel, der am 18. Dezember im renommierten Journal The Lancet publiziert wurde, konstatieren die AutorInnen, dass die Reaktion Europas auf die COVID-19-Pandemie fragmentiert und schlecht koordiniert war. Als Konsequenz erlebte Europa hohe Krankheits- und Todesraten, Arbeitsplatzverluste und enorme wirtschaftliche Verwerfungen. Die WissenschafterInnen argumentieren weiter, dass dies andauern werde, bis eine erfolgreiche Impfstoffkampagne abgeschlossen ist, was voraussichtlich erst mit Dezember 2021 der Fall sein wird.
Um die COVID-19-Pandemie im nächsten Jahr besser in den Griff zu bekommen, hat das Konsortium eine Strategie mit drei Kernelementen vorgeschlagen: Der Fokus liegt auf dem Erreichen niedriger Fallzahlen, dem anschließenden Halten dieser Fallzahlen auf niedrigem Niveau und der Entwicklung einer längerfristigen, gemeinsamen Vision, die Ziele auf europäischer Ebene definiert.
Die wichtigsten Empfehlungen des Konsortiums sind, nicht mehr als 10 neue COVID-19-Fälle pro Million Menschen und Tag anzustreben und entschlossene Maßnahmen zu ergreifen, um die Fallzahlen schnell zu reduzieren, wobei die Effektivität starker und rechtzeitiger Interventionen betont wird. Weiters wird betont, solche Maßnahmen in allen europäischen Ländern zu synchronisieren, damit die europäischen Grenzen geöffnet bleiben können.
Um die Fallzahlen niedrig zu halten, sollte jede Lockerung von Beschränkungen sorgfältig gehandhabt werden und ein verstärkter Fokus auf Eindämmungsmaßnahmen, etwa das Tragen von Masken und eine moderate Kontaktreduzierung, gelegt werden. Die AutorInnen argumentieren weiter, dass lokale Ausbrüche ein schnelles und rigoroses Vorgehen erfordern, das auch Reisebeschränkungen umfasst. Zentral sei jedenfalls eine klare Kommunikation mit der Bevölkerung. „Wir müssen das Erreichen und Halten niedriger Fallzahlen als gemeinsames Ziel begreifen, das erreichbar ist, um nicht von einem Lockdown in den nächsten zu taumeln. Ein gemeinsames europäisches Vorgehen würde offene innereuropäische Grenzen mit all ihren Vorteilen wieder ermöglichen“, so Czypionka abschließend.

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Gesamtes Statement auf containcovid-pan.eu

Rückfragehinweis
Dr. Thomas Czypionka
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Öffentlichkeitsarbeit IHS
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