Against all odds: The influence of contextual factors on overcoming inequalities of educational opportunities

Projektleitung: Claudia Reiter, Mario Steiner
Projektteam: Nora Haag, Maria Köpping
Laufzeit: Juni 2024 – Mai 2026
Finanzierung: ÖAW – Data:Research:Austria


Wissenschaftler:innen interessieren sich seit langem für Ungleichheit von Bildungschancen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf dem Einfluss sozioökonomischer Faktoren auf Bildungslaufbahnen und Abschlüssen liegt. In Österreich ist dieses Thema von besonderem Interesse, da zahlreiche empirische Belege zeigen, dass Bildung in hohem Maße vererbt wird und es stark von der sozialen Herkunft abhängt, welche Ausbildung Kinder und Jugendliche erhalten. Nach wie vor ist es jedoch kaum erforscht, warum der Werdegang mancher Schüler:innen von dem abweicht, was man aufgrund ihrer sozialen Herkunft erwarten würde. Jene Studien, die diese Abweichungen untersuchen, konzentrieren sich in der Regel auf individuelle oder verhaltensbezogene Faktoren und analysieren einzelne Bildungsergebnisse oder Übergänge.

In diesem Projekt erweitern wir die bestehende Literatur um mindestens zwei wichtige Aspekte. Erstens verfolgen wir einen dynamischen Ansatz, der sich auf den gesamten Bildungsverlauf und nicht nur auf einzelne Übergänge oder Abschlüsse konzentriert, und untersuchen auch die Auswirkungen von Veränderungen in den Lebensumständen der Schüler:innen, wie z. B. familiäre Umbruchssituationen oder Arbeitsplatzverlust der Eltern. Zweitens untersuchen wir die Rolle von Kontextfaktoren auf regionaler, Schul- und Klassenebene bei der Überwindung von Ungleichheiten in Bildungschancen. Diese Verlagerung des Schwerpunkts von individuellen Merkmalen auf strukturelle Faktoren ermöglicht den Gewinn neuer empirischer Erkenntnisse über Gerechtigkeit und Ungleichheit im Bildungswesen und Schulsystem.

Unsere Forschung stützt sich auf einen umfassenden Datensatz, der administrative Daten aus der Schul- und Erwerbsstatistik mit Registerdaten zu individuellen Hintergrund- und Familienmerkmalen sowie standardisierten Testergebnissen und Kontextindikatoren auf regionaler, Schul- und Klassenebene kombiniert. Auf diese Weise können wir eine gesamte Schüler:innenkohorte über einen Zeitraum von 16 Jahren verfolgen. Durch die Anwendung innovativer Methoden, wie beispielsweise maschinelles Lernen, können wir atypische Bildungsverläufe identifizieren und die Rolle von Kontextfaktoren in diesem Zusammenhang untersuchen.

Das Hauptziel dieses Projekts ist die Untersuchung der Bedeutung von Kontextfaktoren in Bezug auf Bildungsungleichheiten. Dies stellt einen beträchtlichen Beitrag zur bestehenden Literatur dar, die hauptsächlich individuelle Merkmale im Zusammenhang mit Bildungserfolgen untersucht. Durch innovative Methoden, die Analyse einer gesamten Kohorte mit Fokus auf ungewöhnliche Bildungswege sowie die Berücksichtigung sich ändernder Lebensumstände und vielfältiger Kontextfaktoren, generieren wir neue bildungssoziologische Erkenntnisse. Unsere Ergebnisse sind nicht nur in akademischer Hinsicht relevant, sondern auch für politische Entscheidungsträger von Interesse, die Maßnahmen zur Förderung von Bildungsgerechtigkeit setzen wollen.