Zielsetzung der laufenden Studie (Stand Mai 2022) ist es, den Bildungs- und Berufsaspirationen von Jugendlichen sowie Eltern sowohl aus historisch älterer als auch jüngerer Migrationspopulationen in Österreich unter bildungssoziologischen Gesichtspunkten nachzugehen. Unter Bildungsaspirationen sind Erwartungen und Ansprüche von Eltern und Jugendlichen an die Schul- und Berufskarriere zu verstehen. Dabei gilt es beeinflussende strukturelle und soziale Faktoren, wie den sozioökonomischen Status der Eltern oder sprachliche und soziokulturelle Kompetenzen, zu identifizieren. Damit verbunden sind allfällige Problemfelder und Herausforderungen für Jugendliche im Bildungssystem bzw. beim Übergang vom Ausbildungs- ins Arbeitsmarktsystem zu eruieren.
Die Studie geht vom Ansatz aus, dass Bildungs- und Berufsaspirationen und deren Einlösbarkeit grundsätzlich abhängig sind von Prädispositionen sowohl der Migrationspopulationen als auch der aufnehmenden Gesellschaft. Migration vollzieht sich jeweils in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten mit unterschiedlichen Motiven und Erwartungen. Die Gründe für Migration sind dabei unterschiedlich, ebenso die demografische und sozioökonomische Struktur der zuwandernden Populationen, das zeigen u.a. die Vorstudien des IHS sehr deutlich. Die Motive und Erwartungen differieren also stark nach diesen Merkmalen. Dementsprechend gilt es historische Differenzierungen vorzunehmen, um diese hinsichtlich Bildungsaspirationen zu vergleichen und um diese auf die politischen bzw. sozioökomischen Dispositionen Österreichs zum historischen Zuwanderungszeitpunkt zu beziehen. Migration und politische Prädisposition werden als Vektoren aufgefasst entlang derer Probleme, Chancen und Herausforderungen an Eltern und Jugendliche und deren Bildungsaspirationen zu verorten sind.