Spotlight: Alexander Lang
Alexander Lang ist seit 2011 am IHS und behandelte in seiner Forschung bereits sehr unterschiedliche Themen. Von Technikfolgeabschätzungen über verantwortungsvolle Forschung und Entwicklung bis hin zur Frage des „guten Sterbens“.
Du bist bereits seit einigen Jahren am IHS, wie bist du damals ans Institut gekommen?
Ich bin 2011 als studentischer Mitarbeiter gekommen und habe an einem Sparkling-Science Projekt gearbeitet. Das war ein Forschungsprogramm des Wissenschaftsministeriums, bei dem darum ging, gemeinsam mit jungen Erwachsenen Forschungsprojekte durchzuführen. Im konkreten Fall ist es dabei um eine partizipative Technikfolgeabschätzung zu genetischen Analysen gegangen, die im Internet bestellt werden können. Wir haben uns dabei die gesellschaftlichen Aus- und Nebenwirkungen solcher Gentests angesehen. Interessanterweise geht es bei einem meiner letzten Projekte, das im Vorjahr abgeschlossen wurde, ebenfalls um dieses Thema.
Sind Technikfolgeabschätzungen ein spezielles Interessensgebiet von dir?
Mein Themenfeld ist insgesamt schon breiter. Eingestiegen bin ich am IHS mit Technikfolgeabschätzungen – also der Analyse von beispielsweise ethischen Fragen und sozialen Folgen neuer Technologien. Später habe ich dann in einigen Projekten zu Konzepten und Umsetzung von Responsible Research and Innovation (RRI) mitarbeitet. Dabei ging und geht es etwa um die Frage, wie Forschung verantwortungsvoller gestaltet werden kann und wie dabei verschiedene Stakeholder einbezogen werden können. In den letzten Jahren habe ich dann, einerseits, wieder stärker im Bereich der Technikfolgeabschätzung gearbeitet. So habe ich beispielsweise ein Projekt koordiniert, das sich aus interdisziplinärer Perspektive mit Genome Editing befasst hat. Wie schon angesprochen haben wir dann im vergangenen Jahr auch wieder eine Technikfolgenabschätzung zu neuen Anwendungen der DNA-Analyse, konkret Internet-Gentests und forensische DNA-Phänotypisierung, publiziert. Andererseits habe ich mich in Projekten abseits neuer Technologien mit Fragen des „guten Sterbens“ beschäftigt.
Was bedeutet gutes Sterben?
Das wollten wir eben herausfinden. In den zwei „Sterbewelten“-Projekten, die von Katharina Heimerl (zunächst IFF-AAU, jetzt Universität Wien, Anm.) geleitet worden sind, ging es darum, was „gutes Sterben“ für die unterschiedliche soziale Akteure bedeutet, welche Faktoren und Praktiken dafür eine Rolle spielen. Daran knüpft eben die Frage an, wie das Sterben besser gestaltet werden kann. Im ersten Sterbewelten-Projekt haben wir uns im Projektkonsortium mit der Perspektive der Betroffenen und der Angehörigen beschäftigt. Außerdem haben wir den öffentlichen und politischen Diskurs in Österreich rund um das Sterben in Würde analysiert. Im zweiten noch laufenden Sterbewelten-Projekt setzen wir uns mit professionell Sorgenden und deren Blickwinkel auseinander. Wir haben dafür eine Reihe von Fokusgruppen durchgeführt, was wegen COVID-19 nicht einfach war und zu einem großen Teil online stattfinden musste. Außerdem haben wir auch ein umfassendes integratives Review der Literatur gemacht. Jetzt sind wir gerade damit beschäftigt, die Ergebnisse in internationalen Fachzeitschriften zu publizieren und das Projekt abzuschließen.
Neben deiner laufenden Arbeit am IHS bist du mit deiner Dissertation beschäftigt, was ist das Thema?
Generell geht es um die Frage, wie in Technologiediskursen gesellschaftliche Normen und Werte reproduziert werden. Konkret sehe ich mir das am Beispiel des künftigen Einsatzes von Pflegerobotern an. Ich untersuche, wie sich beispielsweise Pflegekräfte die Zukünfte mit dieser Technologie vorstellen und welche Dinge dabei im Zentrum stehen. Im Diskurs rund um den Einsatz von Robotern kommt etwa das Thema Sterben nicht vor – obwohl diese Roboter für den Einsatz bei älteren, pflegebedürftigen Personen vorgesehen sind.
Womit würdest du dich nach dem Abschluss deines Doktorats beschäftigen?
Ich würde mich gerne weiter mit dem Thema Sterben und Lebensende aus sozialwissenschaftlicher Perspektive beschäftigen, auch, wie sich die Situation am Lebensende verbessern lässt. Das hat unmittelbar zwar nicht viel mit Technik zu tun, mittelbar aber schon, denn das Sterben und Lebensende verändern sich natürlich durch die Gegenwart und den Einsatz neuer Technologien. Darüber hinaus treibt mich weiterhin die Frage um, wie Technik in sozialen Gefügen entsteht, wie die Gesellschaft darauf reagiert bzw. welche Auswirkungen sie hat.
Danke für das Gespräch!