Spotlight: Christian Kimmich

Christian Kimmich ist Teil der 2021 neu geformten Forschungsgruppe Regionalwissenschaft und Umweltforschung und beschäftigt sich mit Umweltökonomie und Entscheidungsfindungsprozessen.


Du bist seit knapp einem Jahr am IHS, mit welchen Themen beschäftigst du dich derzeit?

Ich habe mich in dieser Zeit vor allem um Anträge und Einwerbungen für Forschungsprojekte gekümmert. Unter anderem Vorbereitungen für eine Jubiläumsfonds Einreichung und ein Horizon 2020 Antrag gemeinsam mit einem großen Forschungskonsortium, bei dem es um Klimaanpassungen und notwendige Investitionen in physische und entsprechende institutionelle Infrastrukturen geht. Das Projekt haben wir letztlich zwar nicht bekommen, wir sind mit demselben Konsortium aber jetzt vorbereitet für die entsprechenden Calls im neuen Horizon Europe Programm.

Kürzlich hast du gemeinsam mit KollegInnen aus anderen Gruppen einen Antrag beim Klimafonds eingereicht, worum geht es da?

Dort geht es um die Entwicklung von Indikatoren zu Erwartungen im Bereich Klimapolitik – zum Beispiel bei der CO2-Bepreisung. Das Ziel ist, diese Erwartungen in der Bevölkerung und bei Unternehmen möglichst früh mit dem zusammenzubringen, was politisch passieren muss, um die Klimaziele zu erreichen. Für den Projektantrag habe ich mit den Forschungsgruppen für Makroökonomie und Verhaltensökonomie zusammengearbeitet.

Das Thema Klima beschäftigt dich schon länger?

Ja, den Klimakontext hatte ich schon bei meiner Doktor- und auch bei meiner Bachelor- und Masterarbeit, am Anfang vor allem im Zusammenhang mit dem Bioenergiethema. Methodisch liegen meine Forschungsinteressen in der Netzwerkanalyse verknüpfter Entscheidungssituationen. Es gibt dazu den Begriff der Polyzentrizität, der beschreibt, wie regionale und nationale, private und öffentliche, unternehmerische und politische Entscheidungssituationen miteinander auf unterschiedlichen Ebenen verknüpft sind. Es geht vereinfacht gesagt um Situationen in denen dezentral getroffene Entscheidungen zusammen Ergebnisse bilden.

Du hast am IHS in der Forschungsgruppe für Makroökonomie begonnen und bist jetzt in der neu gebildeten Gruppe für Regionalwissenschaft und Umweltforschung, wie war der Start in der neuen Gruppe?

Sehr gut. Das Umweltthema war in der Gruppe implizit schon vorhanden (Anm.: Name der Forschungsgruppe bis 2020: Unternehmen, Branchen, Regionen). Die Erweiterung der Input-Output-Analyse in Richtung Umwelt war ja schon in der Entwicklung und auch einige Umweltthemen waren schon vorher da. Es hat super gepasst das jetzt weiter auszubauen. Weil der Umweltbereich ein Querschnittsthema ist und auch durch meine bisherigen Erfahrungen, unter anderem in der Verhaltensökonomie und sozial-ökologischen Systemforschung, bietet sich in Zukunft außerdem die Verknüpfung mit anderen Forschungsgruppen an.

Du hast deine Erfahrungen angesprochen, wie sieht deine akademische Laufbahn bisher aus?

Für meinen Bachelor habe ich mich mit Existenzgründungen im genossenschaftlichen Kontext beschäftigt und Zukunftswerkstätten als Moderationstechniken für Start-ups im Bereich erneuerbarer Energien untersucht. In meiner Masterarbeit habe ich dann erneuerbare Energie im Kontext von Nahwärmenetzen für Bioenergiedörfer untersucht und die damit zusammenhängenden regionalwirtschaftlichen Effekte analysiert. Über die Frage, wie sich diese Infrastruktur am besten organisieren lässt, bin ich dann zur Gemeinschaftsgüterforschung gekommen, die international vor allem von Elinor Ostrom geprägt war.

Wie ging es danach weiter?

Mein Doktorat habe ich an der Humboldt Universität Berlin gemacht und war für meine Dissertation bei mehreren Forschungsaufenthalten in Indien, wo ich zum Thema Stromversorgung für Bewässerung gearbeitet habe. 2010 bin ich dann in den USA bei Elinor Ostrom gewesen, um die Forschungsergebnisse zu diskutieren und das Thema der Gemeinschaftsgüter und Infrastrukturen weiter zu vertiefen. Ich war dann als Postdoc in Zürich an der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, wo ich verhaltensökonomische Faktoren in der Holz-Bioökonomie in der Schweiz untersucht habe. Anschließend war ich in Brünn an der Masaryk Universität, dort vor allem in einem Horizon 2020 Projekt zur Input-Output-Modellierung der Post-Carbon Transformation in Europa und bin dann im Mai 2020 ans IHS gekommen.

Mit welchen Themen möchtest du dich in Zukunft verstärkt beschäftigen?

Inhaltlich ist das im Prinzip durch meine Publikationen und meine bisherigen Erfahrungen relativ weit abgesteckt. Methodisch möchte ich die Modellierungsthemen weiterführen, also den Situationsnetzansatz, Erwartungen und Verhalten, aber auch die Input-Output Modellierung, die konkreten Anwendungsfälle ergeben sich dann je nach Anlass.

Danke für das Gespräch!