Spotlight: Judith Engleder
Judith Engleder ist als Hochschulforscherin seit 2018 am IHS und arbeitet in der Forschungsgruppe Higher Education Research. Ihre Zeit am IHS war bisher vor allem von der Studierenden-Sozialerhebung geprägt.
Was sind aktuell deine Forschungsthemen?
Ich bin in der Forschungsgruppe Higher Education Research, das heißt ich beschäftige mich generell mit Hochschulen bzw. Hochschulbildung und Themen, die dran anknüpfen. Mein Fokus liegt dabei auf den Studierenden, ich beschäftigte mich aber auch mit AbsolventInnen und deren Werdegängen nach ihrem Hochschulabschluss. Außerdem interessiert mich die Frage, wer überhaupt ein Studium beginnt.
Mit welchen Projekten hast du dich in deiner Zeit am IHS bisher beschäftigt?
Mein bisher größtes Projekt war die Studierenden-Sozialerhebung, daran habe ich etwa eineinhalb Jahre gearbeitet. Die Sozialerhebung umfasst - neben der Auswertung von Registerdaten - eine große Umfrage unter allen Studierenden in Österreich, die 2019 durchgeführt wurde. Auf Basis von mehr als 45.000 ausgefüllten Fragebögen können wir Aussagen zur sozialen Lage von Studierenden treffen, z.B. zur Erwerbstätigkeit und ihrer finanziellen Situation generell, zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, zur Wohnsituation oder auch zur Zeit, die Studierende für ihr Studium aufwenden. Es werden also verschiedene Themen abgefragt, zu denen man sonst in dieser Breite nicht viel weiß. Spannend ist daran auch, dass es die Studie seit den 70ern im Drei-Vierjahresrhythmus gibt, man also Zeitvergleiche anstellen und Trends erkennen kann. Die Ergebnisse werden dann einerseits in einem großen Übersichtsbericht aufbereitet, andererseits auch in vielen Zusatzberichten mit Themenschwerpunkten, die entweder extra in Auftrag gegeben werden oder schon Teil des Projekts sind.
Hat dich der Hochschulbereich thematisch schon im Studium interessiert?
Inhaltlich habe ich mich schon immer für Bildung interessiert und das auch verknüpft mit der Frage nach Qualifikation und dem Arbeitsmarkt. Das besondere Interesse für den Hochschulbereich ist dann Mitte-Ende meines Masterstudiums Sozioökonomie dazugekommen. Ich habe damals im Zuge einer Anstellung an der WU an einer AbsolventInnenstudie gearbeitet, für die ich sehr viele AbsolventInnen zu Studium und anschließendem Werdegang interviewt habe. Ich habe das Thema dann auch für meine Masterarbeit aufgegriffen, die ich 2019 abgeschlossen habe.
An welchen Projekten arbeitest du derzeit?
Seit Herbst arbeite ich hauptsächlich an einer Studie im Auftrag der niederösterreichischen Landesregierung, bei der es um FH-AbsolventInnen geht. Auch dort arbeiten wir mit einer Kombination aus Registerdatenauswertung, also amtlichen Daten, etwa zum Arbeitsmarktstatus, und einem Umfrageteil, mit dem ich beschäftigt bin. Von Herbst bis Februar haben wir dafür unter den AbsolventInnen der niederösterreichischen FHs eine Umfrage durchgeführt, bei der es um ihre beruflichen Werdegänge geht und dabei vor allem um den sogenannten horizontal bzw. vertical (mis)match. Diese Begriffe beschreiben, ob AbsolventInnen im Anschluss an ihr Studium einerseits inhaltlich adäquat, andererseits ihrem Qualifikationsniveau entsprechend angestellt sind. Im Frühling werden wir die Daten dann noch durch Interviews mit ArbeitgeberInnen ergänzen und für Sommer ist der Zwischenbericht bzw. danach der Abschlussbericht geplant.
Wie war für dich die Arbeit im vergangenen, COVID-19-geprägten Jahr?
Die größte Änderung war sicher das Thema Home Office. Ich habe davor so gut wie nie von zuhause gearbeitet, musste also erst entsprechendes Equipment anschaffen – etwa einen größeren Bildschirm, weil die Arbeit mit größeren Datenmengen am Laptop nur schlecht funktioniert. In der täglichen Arbeit war der größte Unterschied die fehlende soziale Einbindung. Wir nutzen MS Teams zwar intensiv in der Kommunikation, auch um informell Kontakt zu halten, ein vollständiger Ersatz zu persönlichem Kontakt ist das aber nicht. Ich freue mich jedenfalls, wenn wir wieder ins Büro können.
Wie sieht deine persönliche Zukunft aus, welchen Themen möchtest du dich widmen?
Im Koalitionsprogramm der türkis-grünen Regierung ist festgehalten, dass es eine MaturantInnenbefragung zu Bildungs- und Berufsaspirationen geben soll und ich hoffe sehr, dass diese umgesetzt wird und ich daran mitwirken kann. Ich beschäftige mich ja v.a. mit Menschen, die schon an Hochschulen sind, es gibt aber noch zu wenig Informationen darüber, wer aus welchen Gründen (nicht) an eine Hochschule geht. Das wäre sicher ein spannendes Thema. Persönlich fände ich auch ein Doktorat interessant, weil es die Möglichkeit bietet, sich mit einem Thema vertieft auseinander zu setzen. Neben meiner aktuellen Vollzeitanstellung ist das nur schwer möglich, ich halte mir die Option aber offen.
Danke für das Gespräch!