Spotlight: Karim Bekhtiar

Karim Bekhtiar ist Doktorand und seit 2018 am IHS. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem auf Arbeitsmarktökonomie und technologischem Wandel.


Wie sieht deine akademische Laufbahn aus?

Ich bin schon vor längerem nach Wien zum Studieren gekommen und habe an der Wirtschaftsuniversität meinen Bachelor und Master gemacht. Für mich war relativ schnell klar, dass mich wissenschaftliches Arbeiten sehr interessiert und ich daher auch ein Doktorat machen möchte. So bin ich 2018 ans IHS gekommen, weil hier für mich der thematische Fit am besten war. Betreut werde ich von Rudolf Winter-Ebmer, Fellow am IHS und Professor an der JKU Linz, dort bin ich auch inskribiert.

Was ist das Thema deiner Dissertation und wie ist der aktuelle Stand?

Im Wesentlichen geht es um gesellschaftliche Auswirkungen von Arbeitsmarktschocks. Dabei interessiert mich vor allem Automatisierung, aber auch Globalisierung und Industrialisierung ganz allgemein. Ich befinde mich langsam in der Zielgeraden und hoffe, dass ich meine Dissertation demnächst verteidigen kann.

Aktuell bist du noch in einem OeNB-Projekt, das auch stark mit dem Doktorat zusammenhängt.

Genau, das hängt stark mit dem Doktorat zusammen. Der Titel des Projekts ist „Technologischer Wandel, Binnenmigration und Landflucht“. Der erste Teil der Auswertungen hat ergeben, dass der Niedergang der Industriebeschäftigung im ländlichen Raum stärker ist als in der Stadt, weil sie dort bedeutsamer ist. Das hat dazu beigetragen, dass vor allem junge Menschen, die am Beginn ihrer Erwerbsbiografie stehen und schwerer stabile Beschäftigung in der Industrie finden können, vermehrt in die Städte ausgewandert sind. Dieser Wandel von einer Industrie- in eine Dienstleistungsgesellschaft hat also als Nebeneffekt auch Auswirkungen auf die Landflucht.

Worum geht es im nächsten Teil des Projekts?

Im zweiten Teil geht’s darum, wie Arbeitsmarktpolitik mit solchen Trends zusammenhängt. Dabei testen wir die Hypothese, ob höhere oder längere Arbeitslosenversicherung den Druck aus der Region wegzugehen reduziert oder ob im Gegenteil höhere Unterstützungsleistungen die Mobilität erst ermöglicht. In der Literatur gibt es beide Hypothesen. Da wir in Österreich sehr reichhaltige und detaillierte Daten über individuelle Erwerbsverläufe haben, können wir diese Hypothesen anhand dieser Daten überprüfen.

Wann wollt ihr das Projekt abschließen?

Startschuss für die letzte Etappe des Projekts ist wahrscheinlich noch heuer und im Frühjahr sollten die Ergebnisse dann hoffentlich vorzeigbar sein.

Was interessiert dich besonders an dem Thema?

Ich finde Arbeitsmarktökonomie ein spannendes Feld, weil der Arbeitsmarkt in meiner Wahrnehmung der Teil des Wirtschaftssystems ist, der am direktesten mit den Menschen interagiert. Konjunkturelle Verwerfungen und Krisen sind hier im besonderen Maße spürbar für die Menschen. Deswegen ist die Situation am Arbeitsmarkt sehr wichtig für viele andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Ein anderer Aspekt ist für mich, dass ich sehr gerne mit Daten arbeite und es in der Arbeitsmarktökonomie hoch detaillierte Mikrodatensätze gibt, mit denen man sehr genaue Analysen machen kann. Das finde ich spannend, weil die Datenarbeit ein Aspekt am Job ist, der mir mit am meisten Freude macht.

Auf welche Bereiche möchtest du künftig mehr Fokus legen?

Auf jeden Fall weiterhin im Arbeitsmarktbereich. Was mich – abseits von Automatisierung und AI - in Zukunft interessieren würde, sind vor allem Themen wie demographischer Wandel, etwa mit Bezug zu Fachkräftemangel, aber auch wie sich Machtstrukturen – also Marktsituationen in denen es viele Anbieter am Arbeitsmarkt dadurch verändern.