Spotlight: Markus Kraus
Markus Kraus ist seit 15 Jahren am IHS beschäftigt und arbeitet in der Forschungsgruppe Health Economics and Health Policy unter anderem in einem EU-Projekt zur integrierten Versorgung von mehrfach chronisch kranken Personen.
An welchen Projekten arbeitest du derzeit am IHS?
Aktuell haben wir ein großes EU-Projekt (SELFIE), das bereits seit drei Jahren läuft und nächstes Jahr beendet wird. Wir sind dabei einer von acht Partnern; das Projekt beschäftigt sich mit integrierter Versorgung von mehrfach chronisch kranken Personen. Wir untersuchen dabei zwei Programme in Österreich. Eines ist das Gesundheitsnetzwerk Tennengau in Salzburg, das andere ist in Graz-Liebenau. Das Gesundheitsnetzwerk Tennengau gibt es seit 20 Jahren, dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss aus mehreren Einrichtungen, wie Arztpraxen und Altersheimen, die schnittstellenübergreifend gute Versorgung bieten sollen. In Graz-Liebenau geht es um eine Einrichtung, die u.a auf Personen spezialisiert ist, die Substitutionstherapie erhalten. Dort wird aber nicht nur die Substitutionstherapie bereitgestellt, sondern eine ganzheitliche Betreuung angeboten, die auch psychische, soziale und rechtliche Hilfe umfasst.
Welche Methoden wendet ihr dabei an?
In diesem Fall eine „Thick Description“, die aus zwei Teilen besteht: Zuerst eine Analyse der Hard-Facts und im Anschluss daran die Ermittlung der Soft-Facts durch Interviews. Dabei wollten wir herausfinden, welche Faktoren eine gute Zusammenarbeit ausmachen - also Details, die man nicht auf Fact-Sheets lesen kann. In einem weiteren Schritt wollen wir jetzt über eine Multi-Kriterien Entscheidungsanalyse die Programme evaluieren und schauen, ob sie wirklich besser sind als die Regelversorgung.
Ein weiteres Thema, mit dem du dich derzeit befasst, ist die Organisation der Vienna Healthcare Lectures.
Genau, wir organisieren die Veranstaltung jedes Jahr gemeinsam mit dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. Heuer wird es dabei um Digitalisierung im Gesundheitswesen gehen. Zu diesem Thema haben wir Vortragende eingeladen, die zu verschiedenen Aspekten des Themas referieren werden. Das IHS übernimmt die wissenschaftliche Leitung der Veranstaltung.
Hast du weitere Projekte in Aussicht?
Ein Thema, das mich sehr interessiert, ist das Pflegewesen. Mit einer alternden Bevölkerung und zu wenigen Pflegekräften ist das in unserer Gesellschaft eines der wichtigsten Themen der nächsten Zeit.
Du bist ja schon länger am IHS, hat sich deine Schwerpunktsetzung auch verändert in dieser Zeit?
Ja, 15 Jahre bin ich schon hier. Den Fokus auf Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik hatte ich immer. Die Themen haben sich nicht geändert, sondern vertieft, der Fokus auf Pflege ist dann ab 2008 neu dazugekommen. Auch weil das politisch vermehrt diskutiert wird, hat das Thema an Wichtigkeit gewonnen.
Was war ursprünglich deine Motivation ans IHS zu kommen?
Das war eher zufällig. Ich habe mein Magisterstudium abgeschlossen und dann extern begonnen meine Dissertation zum Gesundheitswesen zu schreiben. Meine Dissertationsbetreuerin hat mich dann auf eine freie Stelle hingewiesen, die zu meinem Forschungsfokus gepasst hat - seitdem bin ich hier. Fast acht Jahre lang war ich Teilzeit angestellt und habe daneben an meiner Dissertation gearbeitet, die sich mit der Effizienz von Spitälern beschäftigt hat.
Hast du Wunschprojekte, an denen du gerne arbeiten würdest?
Es gibt eine Vielzahl an Themen, die ich gerne bearbeiten würde. Der Fokus soll aber weiter auf Pflegethemen liegen, weil uns diese Thematik in den kommenden 20 Jahren sehr beschäftigen wird.
Ist das Gesundheitsthema in Österreich, wo es viele verschiedene Akteure gibt, schwierig zu bearbeiten?
Es ist auf jeden Fall sehr herausfordernd und spannend, weil die unterschiedlichen Stakeholder verschiedene Interessen haben. Wir sind in diesem Feld neutral und dann ist es oft auch schwierig, wenn Ergebnisse nicht in deren jeweilige Konzepte passen. In der Regel gibt es aber Verständnis dafür.
Was macht die Arbeit am IHS besonders?
Besonders schätze ich, dass am IHS oft im Team gearbeitet wird. Dadurch sitzt man nicht nur einzeln an Berichten oder Projekten, sondern kann sowohl gruppenintern, aber auch -übergreifend, gemeinsam arbeiten.
Danke für das Gespräch!