Spotlight: Miriam Reiss
Seit 2013 ist Miriam Reiss bereits am IHS. Als Mitarbeiterin der Forschungsgruppe Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik war die letzte Zeit für sie besonders spannend.
Du bist Teil der Forschungsgruppe Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik und hast auch zur aktuellen Situation rund um COVID-19 einiges publiziert – wie hast du die letzten Wochen wahrgenommen?
Es war und ist eine sehr spannende Zeit. Wir haben bereits Ende Jänner begonnen, uns mit dem Thema zu beschäftigen – das war mehrere Wochen bevor in Österreich die ersten Fälle bestätigt wurden und als noch nicht absehbar war, dass sich daraus eine globale Krise entwickeln würde. Seitdem haben sich die Ereignisse überschlagen. Während unsere Forschungsthemen sonst eher selten große Schlagzeilen machen, gab es plötzlich viel Interesse. Das war natürlich recht intensiv, aber gleichzeitig ist es sehr aufregend, mit der eigenen Forschungsarbeit so nah am aktuellen Geschehen dran zu sein.
Wo liegen deine Forschungsschwerpunkte?
Ich habe eigentlich keine sehr spezifischen Forschungsschwerpunkte, sondern habe schon zu einem breiten Spektrum von Themen gearbeitet. Einige Beispiele sind ein großes EU-Projekt zu integrierter Versorgung von mehrfach chronisch kranken Personen, mehrere Projekte zu Krankheitskostenrechnung, eines zu Einkünften von ÄrztInnen, eines zu Beteiligung im Gesundheitswesen oder zuletzt eben diverse Themen im Kontext von COVID-19. Genau in dieser Abwechslung liegt für mich auch der Reiz meiner Arbeit, eintönig wird es nie.
Was sind in der aktuellen Situation die größten Herausforderungen in deiner täglichen Arbeit?
Eine der größten Herausforderungen ist sicher die Geschwindigkeit, mit der sich die Situation entwickelt. Als wir in den vergangenen Wochen Abschätzungen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie in Österreich machten, waren diese oft schon nach Stunden nicht mehr aktuell, z.B. weil neue Maßnahmen ergriffen wurden. Das kannte ich aus meiner Arbeit bisher so nicht. Man muss also ständig am Ball bleiben und sich laufend informieren. Was ich anfangs für eine viel größere Herausforderung gehalten hätte, ist die Zusammenarbeit auf Distanz. Das hat von Anfang an sehr gut funktioniert – da muss ich auch unserer IT ein großes Kompliment aussprechen. Trotzdem vermisst man aber nach ein paar Wochen natürlich den Kontakt mit den KollegInnen, das gemeinsame Mittagessen im Hof – und den Bürosessel. :-)
Lässt sich abschätzen, ob und wenn ja welche Auswirkungen die Pandemie auf das österreichische Gesundheitssystem haben wird?
Sie wird sich ganz sicher auf das Gesundheitssystem auswirken, und zwar in vielen Bereichen. Aber vieles davon wird sich erst in der mittleren oder längeren Frist zeigen. Zum Beispiel halte ich es für möglich, dass viele der neu geschaffenen Möglichkeiten, Dinge ohne direkten Kontakt zu erledigen, auch in Zukunft bestehen bleiben oder noch weiter ausgebaut werden. Viele Leistungen erfordern natürlich den Kontakt zwischen PatientInnen und medizinischem Personal – in manchen Bereichen können aber auch andere Lösungen wie z.B. Telekonsultationen eingesetzt werden. In einigen Ländern hat sich das bereits vor der Krise bewährt.
Zum Schluss noch Persönliches: Wie sah dein Weg ans IHS aus?
Ich habe an der Uni Wien Volkswirtschaft studiert und zusätzlich noch einen Bachelor in Soziologie gemacht. Neben dem Studium habe ich als studentische Mitarbeiterin in der Gesundheitsökonomie am IHS begonnen. Das war für mich eine tolle Gelegenheit, Einblick in die Forschungsarbeit zu bekommen, und ich habe mich von Anfang an in der Gruppe wohlgefühlt. Als sich dann die Möglichkeit bot, nach dem Studium eine feste Anstellung am IHS zu bekommen, habe ich nicht lange überlegt. Alles in allem bin ich also schon seit 2013 am IHS.