Virtual Skills Lab: Ein Spiegelbild für Mensch und Forschung
Mensch vs. Maschine – diese zwei Begriffe werden oft als Gegenspieler dargestellt. Doch wie kann eine Zusammenarbeit in Zukunft aussehen? Bei der Buchpräsentation am 20. April 2023 haben die Autor:innen von „Virtual Skills Lab“ eine Möglichkeit aufgezeigt. Führungskräfte können soziale Kompetenzen in einer Virtual-Reality-Simulation trainieren.
„Es ist nicht so, dass man seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt in ein Kämmerchen sperren kann und sie kommen sozialer raus“, sagt Forscher Michael Mühlegger. Die interdisziplinäre Forscher:innengruppe wirft vielmehr die Frage auf, ob die Interaktion mit einem virtuellen Charakter, einem Avatar, vor allem ein Spiegel für die beteiligte Person ist. Die Simulation bietet dadurch die Möglichkeit zur Selbstreflexion.
Reflexion ist nicht nur für die Anwender:innen ein wichtiges Werkzeug für die Entwicklung sozialer Kompetenzen. Die Autor:innen setzten es auch bei ihrer Arbeit an dem Projekt ein. Das Buch liefert neben den Forschungserkenntnissen Einblicke in den Gedankenprozess der Wissenschafter:innen.
Forschung mit Einblick
Essenzieller Teil des Buches ist auch die Beleuchtung und die Bezugnahme zu der Entstehung des Virtual Skills Labs. Zu Beginn dieses Projekts stand weder die Forscher:innen-Gruppe noch das Thema fest, sondern lediglich eine Frage: Wie werden Mensch und Maschine in Zukunft zusammenarbeiten?
Im Rahmen eines fünftägigen Seminars konnten sich Forscher:innen unterschiedlicher Disziplinen dazu austauschen und Ideen für zukünftige Forschungsprojekte finden. „Um diese viereinhalb Tage zu überleben, braucht es viel soziale Kompetenz“, sagt Forscherin Beate Schrank lachend. Das Thema für die Forschungsarbeit wurde damit nicht nur erarbeitet, sondern direkt umgesetzt.
Mensch, Maschine oder Bär
Kernstück des Projekts ist die interaktive VR-Simulation einer Begegnung im Berufsalltag. Zusammen mit Expert:innen wurde ein Szenario entwickelt, in dem soziale Kompetenzen benötigt werden. Die Rahmenbedingungen und die Begegnungen sind immer identisch. Die Antwortmöglichkeiten werden den Teilnehmer:innen zur Auswahl vorgegeben.
Neben Antworten wurden jedoch auch Fragen für die Forscher:innen aufgeworfen. Wie muss der Avatar gestaltet sein? Macht es einen Unterschied, ob ich mit einem Mann, einer Frau oder sogar einem Bären interagiere? Theoretisch kann der Avatar jede Form annehmen. Für die Studie wurden jedoch zwei Charaktere entworfen, Mira und Marcus.
Die Buchpräsentation hat eine Vorschau auf die Antworten geliefert. Es gibt Tendenzen, dass die Geschlechterzuordnung und die Erscheinungsform des Avatars einen Einfluss auf das Verhalten der Testpersonen haben. Einen Blick in den Spiegel haben auch die Forscher:innen geworfen und mögliche Erklärungen im Buch „Virtual Skills Lab“ dargelegt.
Das Forschungsprojekt wurde von 2019 bis 2021 mit der Unterstützung der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG umgesetzt. Die Autor:innen und Forscher:innen Maga Drin Elisabeth Frankus, Priv.-Dozin Drin Beate Schrank, MSc., PhD, DIin Drin Simone Kriglstein, Mag. Michael Mühlegger und Dr. Klaus Neundlinger waren bei der Buchpräsentation und Podiumsdiskussion am 20. April 2023 am IHS vor Ort.